Im Nordosten Afghanistans hat eine Schlammlawine ein Dorf verschüttet. Nach Angaben der Vereinten Nationen kamen mindestens 350 Menschen ums Leben. Die Behörden befürchten, dass möglicherweise mehr als 2000 Menschen verschüttet wurden.
Von Sandra Petersmann, ARD-Hörfunkstudio Südasien

Das ganze Ausmaß der Katastrophe ist noch längst nicht überschaubar. Die Provinz Badachschan im Norden Afghanistans grenzt an Tadschikistan, China und Pakistan. Die betroffene Region liegt in den Bergen und ist nur sehr schwer zugänglich. Nach Angaben der Provinzregierung hat die Schlammlawine mindestens ein Bergdorf mit rund 300 Häusern fast vollständig unter sich begraben.

Der Freitag gehört zum muslimischen Wochenende, die meisten Familien waren vermutlich zu Hause, als Tonnen von Geröll, Schlamm und Wasser in der Mittagszeit mit erbarmungsloser Wucht einschlugen. Die meisten Häuser in der Region sind einfache Lehmbauten, mehr als 2000 Menschen gelten als vermisst. Doch die Opferzahlen schwanken erheblich. Die Dunkelheit ist im Norden Afghanistans schon vor vielen Stunden eingebrochen, es fehlt an Rettungspersonal und an schwerem Räumgerät, um in den so wichtigen ersten Stunden nach Überlebenden zu suchen. Aber selbst mit mehr Helfern und mit mehr Geräten vor Ort wären die Rettungschancen nur minimal, heißt es aus der Provinzregierung. Die Zerstörung sei einfach zu groß.

Der Norden Afghanistans hat in den vergangenen Tagen sintflutartige Regenfälle erlebt. In den vier Provinzen Jowzan, Sar-i-Pul, Faryab und Badghis waren vor der Schlammlawine in Badachschan bereits mindestens 150 Menschen durch reißende Fluten und Überschwemmungen ums Leben gekommen. Die meisten der Flutopfer waren im Schlaf überrascht worden. Tausende Bauernfamilien haben ihr zu Hause, ihre Ernten und ihr Vieh verloren.


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