Bischof Tebartz-van Elst muss gehen. Der Prüfbericht zur Kostenexplosion beschuldigt ihn schwer. Das Limburger Bistum soll nun unter neuer Leitung wieder in die richtige Spur finden. Für eine Übergangszeit gibt es einen "Apostolischen Administrator".
Von Jan-Christoph Kitzler, ARD-Hörfunkstudio Rom

Der Vatikan veröffentlicht fast täglich Abdankungen und Ernennungen von Bischöfen aus allen Teilen der Welt. Normalerweise passiert das schriftlich und ohne weiteren Kommentar. Den gab es auch heute nicht.

Aber die Tatsache, dass der Fall Limburg in Rom im Zentrum der katholischen Kirche mit seinen fast 3000 Bistümern eine gewisse Bedeutung hat, zeigt sich daran, dass heute ausnahmsweise Vatikansprecher Federico Lombardi vor die Presse trat und die Veröffentlichung sogar auf deutsch vorlas. "Angesichts der Tatsache, dass es in der Diözese Limburg zu einer Situation gekommen ist, die eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes durch S.E. Mons. Franz-Peter Tebartz-van Elst verhindert, hat der Heilige Stuhl den durch den Bischof angebotenen Amtsverzicht angenommen."

Die Entscheidung war wohl spätestens am Wochenende gefallen. Am Samstag hatte sich Papst Franziskus mit Kardinal Marc Ouellet beraten, dem Leiter der Bischofskongregation, also der päpstlichen Behörde, die Personalentscheidungen an der Spitze der Bistümer vorbereitet. Am Montag dann musste Tebartz-van Elst selbst antreten. Vermutlich hat ihm Kardinal Ouellet da die Entscheidung mitgeteilt.

Offiziell heißt es nun: Der Papst habe das Rücktrittsgesuch angenommen. Bernd Hagenkord von Radio Vatikan erklärt, wie es abgelaufen sein könnte: "Es ist auf jeden Fall relativ klar, dass in dem Augenblick, wo es offiziell war, Bischof Tebartz-van Elst dem Papst dann wohl auch gesagt hat: 'Ich gebe Dir die Option, das zu tun. Du musst mich also quasi nicht zwingen, sondern ich mache diesen Schritt das freiwillig. Wenn ihr den Kommissionsbericht anschaut, wäre ich dann auch bereit, die Konsequenzen zu ziehen.'"

Der Bericht der Prüfkommission der Deutschen Bischofskonferenz lag seit dem 3. März in Rom vor und wurde dem Papst ins Italienische übersetzt. Darin konnte Franziskus von Verstößen gegen das Vermögensrecht lesen, ebenso davon, wie Bischof Tebartz-van Elst Kostenfragen auswich, sich persönlich um die Ausstattung des Gebäudes kümmerte und wie er und die weiteren Beteiligten die Öffentlichkeit über die Explosion der Baukosten für das neue diözesane Zentrum wissentlich täuschten.

Doch bis zuletzt hatten hohe Kurienvertreter den Limburger Bischof in Schutz genommen: unter ihnen Erzbischof Gänswein, der Präfekt des Päpstlichen Hauses, und auch Kardinal Müller, der Chef der mächtigen Glaubenskongregation. Aber es waren eben auch Stimmen aus der katholischen Kirche Deutschlands bis nach Rom zu hören, die eine Rückkehr des Bischofs nach Limburg für ausgeschlossen hielten und auf eine Entscheidung drängten.

Besonderes Gewicht kommt dabei Kardinal Marx zu, dem Erzbischof von München und Freising, der nicht nur neuer Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, sondern in den letzten Monaten auch zu einem wichtigen Berater des Papstes geworden ist. Marx zeigte sich nach der Bekanntgabe der Entscheidung heute zufrieden: "Es ist gut, dass der Papst heute eine Entscheidung herbeigeführt hat, die für das Bistum Limburg eine Zeit der Unsicherheit beendet und einen Aufbruch und Neubeginn möglich macht." Jetzt sei wichtig, dass das Bistum Limburg einen guten Weg in eine gemeinsame Zukunft gehen könne. Dazu brauche es Bereitschaft zur Versöhnung, neues Vertrauen und die Kraft des Gebetes.

Der Neuanfang für das Bistum Limburg kommt ohne Franz-Peter Tebartz-van Elst. Den Bischofstitel behält er, aber seine Zukunft ist noch nicht entschieden. Er soll "zu gegebener Zeit mit einer anderen Aufgabe betraut werden" - was immer das heißt.

Bernd Hagenkord von Radio Vatikan findet es richtig, dass diese Frage heute in Rom noch ausgeklammert wurde: "Das ist auch eine Art und Weise zu sagen: 'Jetzt geht es erstmal um das Bistum Limburg und um die Menschen dort.' Es geht jetzt weniger um die Person des Bischofs."

In Limburg soll Manfred Grothe die tiefen Risse kitten, die zwischen den Gläubigen und der Kirchenleitung entstanden sind. Papst Franziskus ernannte ihn zum "Apostolischen Administrator". Der Paderborner Weihbischof kennt die Limburger Verhältnisse gut - er war der Leiter der Kommission, die den Prüfbericht erstellt und wochenlang versucht hatte, die Kostenexplosion zu rekonstruieren.

Grothe ist aber vermutlich keine langfristige Lösung für das Bistum Limburg, das hat er selbst gesagt. In der kommenden Woche wird er 75 und muss dann, wie im Kirchenrecht vorgeschrieben, dem Papst seinen Rücktritt anbieten. Franziskus wird dieses Rücktrittsgesucht vorerst nicht annehmen, weil Grothe in Limburg nun eine schwierige Aufgabe hat. Und die wird einige Zeit in Anspruch nehmen.

Stand: 26.03.2014 18:25 Uhr
http://www.tagesschau.de/inland/tebartz-van-elst134.html




Ein weiterer Bericht zum Thema >> http://www.hr-online.de/website/rubriken...cument_51254771

Auch am Tag nach dem Rücktritt als Limburger Bischof sorgt Franz-Peter Tebartz-van Elst für Unruhe. Während er die Schuld einem anderen gibt, sucht die Staatsanwaltschaft im belastenden Prüfbericht Antwort auf ihre Gretchenfrage.

"Bistum Limburg vor Neubeginn", "Ein Befreiungsschlag", "Ein Bistum atmet auf": Mit solchen Schlagzeilen wird der Rücktritt des nun ehemaligen Limburger Bischofs Tebartz-van Elst kommentiert. Doch die Diskussion über den Kirchenmann ist noch nicht vom Tisch - auch nicht juristisch. Am späten Mittwochabend meldete sich Tebartz-van Elst mit einer Stellungnahme selbst zu Wort.

Das miserable Zeugnis, das ihm der Bericht der Prüfungskommission ausgestellt hatte, empfindet der Bischof offenbar als ungerecht. Auf vier Seiten legt Tebartz-van Elst seine Sicht der Dinge dar. In der Verantwortung sieht er seinen damaligen Generalvikar Franz Kaspar. Dieser habe als einziger einen umfassenden Einblick in die Vermögensstruktur des Bischöflichen Stuhls gehabt.

Unterdessen will die Staatsanwaltschaft bald entscheiden, ob sie ein förmliches Ermittlungsverfahren wegen Untreue gegen den früheren Limburger Bischof und weitere Mitglieder des Bistums einleitet. Die Justizbehörde werde den Prüfbericht zur Kostenexplosion am neuen Bischofssitz in den kommenden Tagen durcharbeiten, kündigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Limburg an.

"Die Gretchenfrage wird sein, ob 'nur' kirchliches Recht oder auch weltliches verletzt wurde", sagte er. Laut Prüfbericht hatte der Bischof in vielen Fällen "geltendem Recht" nicht Rechnung getragen. Nach Bekanntwerden der hohen Kosten waren mehrere Anzeigen gegen den abberufenen Bischof und weitere Mitglieder der Diözese eingegangen.

Zum Vorwurf der Kostenexplosion bei seinem Bischofssitz auf dem Limburger Domberg erklärte der Gescholtene, dass er "als Bischof weder ein Finanz- noch ein Baufachmann" sei. Ihm sei "auf dem Hintergrund misslicher Erfahrungen mit anderen Bauprojekten im Bistum" lediglich daran gelegen gewesen, "von Anfang an Qualität und Nachhaltigkeit im Gesamtprojekt zu beachten".

Er selber sei kein Fachmann auf dem Gebiet der kirchlichen Verwaltung, so der Bischof. Kaspar habe zudem seit seinem Amtsantritt 2009 zahlreiche Kompetenzen wie die des Bischöflichen Ökonoms und das Anlagegeschäft an sich gezogen. Beim Bau des Bischofshauses habe er den Wechsel vom zweiten zum dritten Architekten "wesentlich betrieben".

Vehement tritt Tebartz-van Elst Vorwürfen entgegen, er sei gegenüber Rom nicht aufrichtig gewesen. Es geht um die Frage, ob er dem päpstlichen Entsandten Kardinal Giovanni Lajolo die wahre Summe der Baukosten verschwieg, als dieser sich im September im Auftrag des Vatikans vor Ort ein Bild von der Lage in Limburg gemacht hatte.

Im Prüfbericht heißt es, Lajolo "wurden Anfang September durch den Bischof nicht die tatsächlichen Zahlen genannt". Laut Protokoll hatte der Bischof allerdings bereits von den auf gut 31 Millionen explodierten Baukosten erfahren, während Lajolo noch in Limburg weilte. Tebartz-van Elst betonte jetzt, die "differenzierte Gesamtsummenrechnung" habe ihm erst nach seinem Gespräch mit Lajolo vorgelegen.

Bei dem Kirchenrechtler Thomas Schüller sorgte die Stellungnahme Tebartz-van Elsts für Kopfschütteln. "Es ist wahrscheinlich der letzte verzweifelte Versuch, vor sich selbst Achtung zu bewahren", sagte Schüller dem hr am Donnerstag.

Schüller lehrt Kirchenrecht an der Universität Münster und arbeitete früher für das Limburger Bistum, unter anderem war er persönlicher Referent des damaligen Bischofs Franz Kamphaus. Nach Schüllers Einschätzung dürfte man in Rom "diesen letzten Akt der Selbstdarstellung und Gegendarstellung als letzten Beweis sehen, dass es richtig war, wie der Papst entschieden hat".
http://www.hr-online.de/website/rubriken...cument_51260945

ich erinnere mich noch daran

Das war ja schon 2014. Ich kenne den Herrn nicht.

in Deutschland war das danals sehr aktuell