20 Jahre lang hat sich ein Slowake mit der Verwirklichung eines Traums beschäftigt: Autos sollen nicht nur fahren, sondern auch fliegen. Einen Jungfernflug gab es schon - bald soll die Serienproduktion folgen. Wenn die Bürokratie nicht wäre.
Von Stefan Heinlein, ARD-Hörfunkstudio Prag

Von der Piste auf die Autobahn - der Traum vom fliegenden Fahrzeug wird Wirklichkeit. Ein slowakischer Industriedesigner tüftelt seit 20 Jahren an der Entwicklung eines Flugautos. Die waghalsige Idee hat das Reißbrett längst verlassen. Nach erfolgreichen Jungfernflügen soll die Serienproduktion des "Aeromobils" bereits in den kommenden Jahren starten.

Mit seinen 100 PS bringt es der Rotax-Motor in der Luft auf stolze 180 Stundenkilometer Spitze. Auch am Boden beschleunigt die Maschine auf über 130 km/h. Stefan Klein hat sich seinen Traum vom fliegenden Fahrzeug verwirklicht: "Das ist ein unglaubliches Gefühl. Als Designer ist man verliebt in seine Formen." Wenn man dann merke, es funktioniere, die Maschine starte und abhebe - das sei das Größte.

Vom Reißbrett in die Luft war es ein langer Weg. Über 20 Jahre tüftelte der Industriedesigner in seiner Werkstatt. Erst vor wenigen Monaten gab es auf einer Fachmesse in Montreal dann den offiziellen Jungfernflug. Zwei Personen finden Platz in der sechs Meter langen Carbon-Konstruktion. Ein Propeller am Heck und zwei ausklappbare Flügel machen aus dem windschnittigen Auto in wenigen Augenblicken ein Ultraleichtflugzeug: "Die Umwandlung vom Auto in ein Flugzeug dauert nur eine Minute. Es ist wie das Dachaufklappen bei einem Cabrio. Alles hat ein wunderschönes Design - das ist mir sehr wichtig."

Doch auch die praktischen Werte überzeugen: Mit rund 15 Litern Normalbenzin pro Flugstunde schluckt das "Aeromobil" kaum mehr als ein moderner Sportwagen. Der 500-Kilometer-Flug von Bratislava nach München ist deshalb in Reichweite. Das Projekt steht kurz vor der Vollendung. Ein neuer Prototyp sei in wenigen Monaten fertig, sagt Klein. Dann begännen weitere Flugtests. "Wenn dort keine riesigen Probleme auftauchen, können wir mit der Produktion schon 2015 oder 2016 beginnen", meint er.

Die Anfragen internationaler Konzerne werden bisher ignoriert. Dennoch ist die millionenschwere Finanzierung vorerst gesichert. Seit drei Jahren steckt der slowakische Unternehmer Juraj Vaculik Geld in das Projekt. Er schweigt über die genaue Höhe seiner Investitionen in der Vergangenheit - lieber redet er über die Zukunft. In großen Flächenstaaten wie China, Russland oder Brasilien werde das "Aeoromobil" die Verkehrsprobleme beseitigen: "Wenn wir unser Projekt weiter auf den richtigen Weg bekommen, wird es die Welt an vielen Stellen nachhaltig verändern."

Doch noch sind die Luftpioniere auf dem harten Boden der Bürokratie. Die Zulassungsbestimmungen der Straßen- und Luftverkehrsbehörden sind streng. Es geht um Nummernschilder, Nebelschlussleuchten und Airbags. Vorerst ist die Vision weiter von der slowakischen Wirklichkeit bedroht.

Stand: 17.02.2014 15:57 Uhr
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